Kirchenkampf

Als Kirchenkampf im engeren Sinn bezeichnet man den Konflikt innerhalb der Deutschen Evangelischen Kirche zwischen der Bekennenden Kirche einerseits und den Deutschen Christen anderseits, von 1933 bis etwa zum Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939.

Im weiteren Sinn wird oft die Epoche der deutschen Kirchengeschichte in der Zeit des Nationalsozialismus insgesamt so bezeichnet. In diesem Fall umfasst der Begriff

  • den Kampf des NS-Staates gegen die evangelische und die katholische Kirche sowie ihre herkömmlichen Organisationsstrukturen, mit dem Ziel der Gleichschaltung
  • den Kampf von Nationalsozialisten in und außerhalb der Kirchen gegen das konfessionelle Christentum. Dieser Kampf verfolgte verschiedene Zwecke: Sie sollten z. B. mit der NS-Ideologie kompatibler gemacht werden; ihr gesellschaftlicher und politischer Einfluss sollte verringert werden; einigen Nazis schwebte eine „arteigene“ Religiosität vor (siehe z. B. Germanische Glaubens-Gemeinschaft (Ludwig Fahrenkrog))
  • den Abwehrkampf von christlichen Gruppen und Teilkirchen gegen diese Bestrebungen.

Dass der letztgenannte Abwehrkampf als allgemeines Kennzeichen jener Epoche zu gelten hat, wird in kritischer Kirchengeschichtsschreibung bestritten; vielmehr wird die Haltung der Kirchen gegenüber dem Dritten Reich als Schwanken „zwischen Anpassung und Widerstand“ beschrieben bzw. gewertet, wobei mutige Aktionen wie der gemeinsame Hirtenbrief des deutschen Episkopats gegen das Dritte Reich[1] der Anpassung einzelner an die NS-Politik gegenüberstanden.[2]

Darüber hinaus werden gelegentlich auch andere Kämpfe zwischen Kirchen (oder innerhalb einer Kirche) sowie Kämpfe gegen Kirchen oder gegen „die Kirche“ als Kirchenkampf bezeichnet, ohne dass es sich dabei um einen definierten Begriff handelt.[3] Als Bezeichnung für den Kampf zwischen dem Staat und der katholischen Kirche in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, insbesondere unter Reichskanzler Bismarck, hat sich der Begriff Kulturkampf durchgesetzt.

  1. Günter Baadte: Grundfragen der politischen und gesellschaftlichen Neuordnung in den Hirtenbriefen der deutschen Bischöfe. In: JCSW. Band 27, S. 97.
    Ludwig Volk: Akten deutscher Bischöfe über die Lage der Kirche 1933–1945. Hrsg.: Kommission für Zeitgeschichte. Band 6: 1943–1945.
  2. Leonore Siegele-Wenschkewitz: Die Kirchen zwischen Anpassung und Widerstand im Dritten Reich. In: Barmer Theologische Erklärung 1934–1984. Luther Verlag, Bielefeld 1984; ISBN 3-7858-0287-0; S. 11–29.
  3. Beispiel: In diesem Text ist einleitend vom „Kirchenkampf“ zur Zeit Luthers die Rede, also mit Bezug zur Reformation.

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